„Wir wollen Europa“ – Die Kirchen und die Saarautonomie zwischen Frankreich und Deutschland, 1945–55/57

Promotionsprojekt von Judith Hüser, Betreuer: Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann

Die zweite Nachkriegszeit stellte in Europa mehr als je zuvor die Frage nach der möglichen Überwindung des Nationalen. Europäische Einigung und nationalstaatliche Entgrenzung sollten künftig Hand in Hand gehen. Der jahrhundertelang umkämpfte deutsch-französische Grenzraum bot dabei ein fruchtbares Terrain, nach politischen Alternativen zu suchen und aus den besonders schmerzhaft erfahrenen nationalen Konflikten Lehren zu ziehen: Vieles wurde hinterfragt, beiderseits der Grenze. Es galt ein europäisches Bewusstsein auszubilden, Gemeinsames vor Trennendes zu stellen. Das „Saarland“ avancierte zum „deutsch-französischen Projekt“ in Sachen „Europa“ und die Saarbevölkerung suchte sich im Spannungsfeld von deutsch-französischer Verständigung, Europäisierung der Saar und Bundesrepublikanisierung Westdeutschlands zu verorten.

Die Arbeit behandelt die Bedeutung der christlichen Kirchen für Politik und Gesellschaft an der Saar nach dem Zweiten Weltkrieg. Welchen Einfluss die katholischen und evangelischen Kirchen auf die sich formierenden Milieus der „Zustimmung“ und der „Ablehnung“ nahmen, war eine politische Frage erster Ordnung in Frankreich und Deutschland. Alle Seiten erinnerten sich an die erste Saarabstimmung vom 13. Januar 1935, als die Menschen an der Saar nach 15-jährigem Völkerbundmandat für eine „Heimkehr ins Reich“ votierten. Wie sollten sich die Kirchen zwei Jahrzehnte später verhalten, als es am 23. Oktober 1955 darum ging, über ein „Europäisches Statut für die Saar“ abzustimmen?

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