Übung: Wissenschaftler im Dienst des Nationalsozialismus

Freund

Zeit: Freitags 12–14 Uhr, Ort: Geb. B 3.1, Raum 3.18, Beginn: 18.4.2008

In allen Gesellschaften, auch in totalitären Regimen, gehören Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur sozialen und Funktionselite und werden von den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entscheidungsträgern zu Rate gezogen. Von der nationalsozialistischen Führung wurden die nicht vertriebenen deutschen Wissenschaftler spätestens ab Mitte der 1930er Jahre zur Vorbereitung des Angriffskrieges herangezogen. Im Zweiten Weltkrieg begleiteten Akademiker die deutsche Besatzungs-, Ausbeutungs- und Rassenpolitik in den eroberten Ländern und Wissenschaftler machten sich bei der Mitarbeit im SS-Konzentrationslagersystem des Verbrechens gegen die Menschlichkeit schuldig. Schließlich hat die Historiographie über Wissenschaften im Nationalsozialismus ihre eigene Geschichte; der antiakademische Affekt der nationalsozialistischen Propaganda verdeckte in der Nachkriegszeit lange den konkreten Nutzen von faschistischer Kriegsforschung, Nutzen für das Regime und Nutzen für die beteiligten Wissenschaftler. An Hand von Textauszügen aus Primärquellen und Sekundärdarstellungen wird die Übung einen Überblick über die Wissenschaften im Nationalsozialismus geben.

Literatur: Götz Aly und Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung, Hamburg 1991; Michael Burleigh: Germany Turns Eastwards. A Study of Ostforschung in the Third Reich, Cambridge u.a. 1988; Ulfried Geuter: Die Professionalisierung der deutschen Psychologie im Nationalsozialismus, Frankfurt a.M. 1984; Michael Fahlbusch: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931–1945, Baden-Baden 1999; Michael Kater: Ärzte als Hitlers Helfer, München u.a. 2002; Carola Sachse (Hg.): Die Verbindung nach Auschwitz. Biowissenschaften und Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten, Göttingen 2003; Peter Weingart, Jürgen Kroll und Kurt Bayertz: Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland, Frankfurt a.M. 1992.

 

Anzeige schließen