Übung: Kohle- und Energiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1968

Hahn

Zeit: Mittwochs 14–15 Uhr, Ort: Gebäude 15, Raum 3.20

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren die rauchenden Schlote des Ruhrgebietes eines der eindrucksvollsten Symbole für das Wiederingangsetzen der deutschen Wirtschaft. Die Kohle gab alleine in Westdeutschland mehr als einer halben Million Menschen Brot und Arbeit; vielen Experten und Politikern galt sie als die wichtigste Grundlage für den ökonomischen Wiederaufbau Europas. Kaum zehn Jahre später hatte sich scheinbar schlagartig alles verändert: Die Steinkohle erschien nun als Auslaufmodell und innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich die Steinkohleindustrie zum Krisensektor. Aus der damaligen Perspektive erscheint es sehr überraschend, daß der Streit um Kohlesubventionen in der Politik der Bundesrepublik selbst heute noch einen „Dauerbrenner“ darstellt.

Das Ziel der Übung besteht darin, die wechselvolle Geschichte des Bergbaus in der Bundesrepublik zu verstehen und die Grundlinien bundesdeutscher Energiepolitik zu analysieren. Dabei rückt neben den ökonomischen Grundlagen auch die sozialgeschichtliche Dimension in den Vordergrund. Ergänzt werden soll dies durch einen Blick auf die europäischen Nachbarn Frankreich und Großbritannien, bei denen nach Art und Umfang durchaus vergleichbare Transformationsprozesse feststellbar sind. Die oft als „Altern“ verstandene Baisse der Kohleindustrie löste dort wie auch in der Bundesrepublik gravierende Anpassungsprobleme aus, die nicht selten die sozialen und wirtschaftlichen Lebensgrundlagen ganzer Regionen zu gefährden drohten.

Literatur zur Einführung: Werner Abelshauser: Der Ruhrkohlenbergbau seit 1945. Wiederaufbau, Krise, Anpassung, München 1984; Manfred Hommel (Hg.): Umbau alter Industrieregionen, Stuttgart 1995; Rainer Schulze (Hg.): Industrieregionen im Umbruch. Historische Voraussetzungen und Verlaufsmuster des regionalen Strukturwandels im europäischen Vergleich, Essen 1993 (=Veröffentlichungen des Instituts zur Erforschung der Europäischen Arbeiterbewegung, Bd. 3).

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