Übung: Aktuelle Probleme der Erinnerungskultur. Der Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges und das sowjetische Massaker an polnischen Kriegsgefangenen in Katyn (1940)

Friedman

Zeit: Mittwochs 14–16 Uhr, Ort: Geb. B 3.1, Raum 3.19, Beginn: 20.10.2010, Ende: 9.2.2011

Aktuelle Probleme der Erinnerungskultur werden in der Übung am Beispiel des Genozids an den Armeniern und der Massenerschießungen in Katyn beleuchtet. Seit Sommer 2008 hat eine langsame Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien begonnen; sie ist jedoch noch längst nicht abgeschlossen. Im Zentrum des türkisch-armenischen Konflikts steht der Genozid an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges, der in Armenien als Schlüsselereignis der modernen armenischen Geschichte wahrgenommen und von der Türkei offiziell nicht anerkannt wird. Eingegangen wird auf den Völkermord an Armeniern und auf die Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex vor allem in Armenien und in der Türkei sowie auch in Russland (Zarenreich, Sowjetunion, Russische Föderation), Deutschland (Kaiserreich, Weimarer Republik, „Drittes Reich“, DDR, BRD), Frankreich, Großbritannien und in den USA.

Spätestens nach dem tragischen Tode des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski beim Flugzeugabsturz in der russischen Stadt Smolensk am 10. April 2010 ist das kleine Dorf Katyn weltweit bekannt geworden. Im Wald von Katyn wurden von der sowjetischen Geheimpolizei im Jahre 1940 über 20.000 polnische Kriegsgefangene hingerichtet. Drei Jahre später wurden diese Verbrechen von den deutschen Besatzern entdeckt und anschließend zu propagandistischen Zwecken missbraucht. In der polnischen Erinnerungskultur spielt die Tragödie von Katyn eine zentrale Rolle, in der Sowjetunion wurde sie bis Ende der 1980er Jahre geleugnet und den Nationalsozialisten zur Last gelegt, im postsowjetischen Russland wurden diese Verbrechen bis vor kurzem verschwiegen bzw. banalisiert. In der Veranstaltung wird sowohl das Massaker von Katyn, seine Darstellung in der nationalsozialistischen und bolschewistischen Propaganda, sein Einfluss auf die Entwicklung der polnisch-sowjetischen und polnisch-russischen Beziehungen, als auch der Umgang mit diesem Thema in Polen, der UdSSR (Russland), der DDR und auch im Westen behandelt. Außerdem wird der Spielfilm „Katyn“ von Andrzej Wajda (2007) gezeigt und diskutiert.

Einführende Literatur: Hans-Lukas Kieser/Dominik J.Schaller (Hg.): Der Völkermord an den Armeniern und die Shoah – The Armenian Genocide and the Shoa, Zürich 2002; Donald Bloxham: The Great Game of Genocide. Imperialism, Nationalism, and the Destruction of the Ottoman Armenians, New York 2005; Helmut Donat (Hg.): Armenien, die Türkei und die Pflichten Europas, Bremen 2005; Rolf Hosfeld: Operation Nemesis. Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern, Köln 2005; Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Paris 2006; Hans-Lukas Kieser: Völkermord an den Armeniern, die Türkei und Europa – The Armenian Genocide, Turkey and Europe. Zürich 2006; Michael Bobelian: Children of Armenia. A Forgotten Genocide and the Century-Long Struggle for Justice, New York 2009; Czeslaw Madajczyk: Das Drama von Katyn, Berlin 1991; Gerd Kaiser: Katyn. Das Staatsverbrechen – das Staatsgeheimnis, Berlin 2002; Victor Zaslavsky: Klassensäuberung. Das Massaker von Katyn, Berlin 2008; Anna M. Cienciala/Natalia Lebedeva/Wojciech Materski (Hg.): Katyn. A Crime Without Punishment, New Heaven 2008; Allen Paul: Katyn. Stalin's Massacre and the Triumph of Truth, New York 2010; Eugenia Maresch: Katyn 1940. The Documentary Evidence of the West's Betrayal, Stroud 2010.

Modulzuordnung Geschichte: FW-FM NG, FW-FM NG/MA, FW-FM-EP/MA, FW-FM-EG, AW-PM/EP
Modulzuordnung HoK: B-B4-2, Wahlmodul B4
Eingeforderte Leistungen: Referat oder schriftliche Hausarbeit

 

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