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Rainer Hudemann: Fraktionsbildung im französischen Parlament. Zur Entwicklung des Parteiensystems in der frühen Dritten Republik (1871–1875), München u.a. (Artemis) 1979, 477 S. (=Beihefte der Francia, Bd. 8, Hg. Deutsches Historisches Institut Paris), 65,45 EUR, ISBN 978-3-7995-7308-5.

Der Autor zeigt in seiner Arbeit auf, dass in Frankreich die Grundstrukturen eines Parteien-Parlamentarismus nicht erst, wie bisher angenommen, um die Jahrhundertwende, sondern spätestens zu Beginn der Dritten Republik entstanden, also früher als die Organisation politischer Parteien auf regionaler oder sozialer Ebene. Die Fraktionen des Parlaments besaßen Statuten, hielten regelmäßig Vorstandswahlen ab, tagten zu festgelegten Zeiten in eigenen Sitzungsräumen, veröffentlichten Sitzungsprotokolle, formulierten Programme und organisierten interfraktionelle Absprachen. In weiten Bereichen erwiesen sie sich als unentbehrlicher Träger des parlamentarischen Entscheidungsprozesses: Sie waren beteiligt an Regierungsbildungen und an der Gesetzgebung und nahmen Einfluss auf die internen Wahlen der Nationalversammlung. In seiner Untersuchung kommt der Autor zu dem Schluss, dass diese Parlamentsstrukturen nicht erst 1871 entstanden sind, sondern vermutlich schon früher. Ferner gibt der Autor einen Anstoss dazu, die von ihm am Beispiel der frühen Dritten Republik entwickelte Untersuchungsmethode auch auf andere Parlamente anzuwenden. Ein umfangreicher Anhang mit programmatischen Texten, Mitgliederlisten und Listen der Fraktionsvorstände sowie ein Register ergänzen das Werk.


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