Umschlagbild

Rainer Hudemann und Alfred Wahl (Hg.): Lorraine et Sarre depuis 1871 – Perspectives transfrontalières. Lothringen und Saarland seit 1871 – Grenzüberschreitende Perspektiven, Metz 2001, 377 S. (=Publications du Centre de recherche Histoire et civilisation de l'Université de Metz, Bd. 23, 20 EUR, ISBN 2-85730-027-1.

Der vorliegende Band ist ein Ergebnis der mehrjährigen gemeinsamen Kolloquien im Fach Neuere Geschichte für Doktoranden der Universität Metz, der Universität des Saarlandes, der Universität Nancy II und des Centre Universitaire de Luxembourg. Er fasst eine Auswahl von studentischen Forschungsarbeiten zusammen, welche in diesen Seminaren präsentiert und diskutiert wurden. Das Buch beruht auf dem Konzept, internationale wissenschaftliche Arbeit in den Alltag der universitären Lehre zu tragen, wie die Historischen Institute von Metz und Saarbrücken es seit 1986 entwickelten. Gefördert wurde das Buch zugleich im Rahmen des Interreg II-Projektes der Europäischen Union zur historischen Vernetzung und kulturellen Identität des Saar-Lor-Lux-Raumes.

Stefan Hoffmann beschreibt, wie das Straßburger Theater zwischen 1870 und 1918 für die deutsche Kulturpolitik vereinnahmt wurde. Rainer Knauf untersucht die Städteplanung als wichtiges nationalsozialistisches Propagandainstrument nach der Rückgliederung des Saargebiets im Jahr 1935. Wolfgang Freund analysiert die Bedeutung der deutschen Geisteswissenschaften im besetzten Lothringen während des Zweiten Weltkrieges. Judith Hüser erläutert die entscheidende Rolle, welche der katholischen Kirche während des Zweiten Weltkrieges für das politische und gesellschaftliche Leben an der Saar zufiel. Dank einer Ausnahmeerlaubnis des französischen Außenministeriums zur Einsicht der wichtigsten Prozessakten konnte Elisabeth Thalhofer die Geschichte des Polizeigefängnisses Neue Bremm in Saarbrücken für die Jahre 1943 und 1944 rekonstruieren. Arne Geertz beleuchtet die Aktivitäten des Neunkircher Eisenwerkes unter nationalsozialistischer Herrschaft. Die Bedeutung der Arbeiterkultur im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen und politischen Sonderentwicklung des Saarlandes zwischen Frankreich und Deutschland werden für die Zeit des Deutschen Reiches von Michael Sander und für die Nachkriegszeit von Hans-Christian Herrmann analysiert.

Laurent Commaille bietet ein neues wissenschaftliches Konzept zur Untersuchung von Kleinstädten. Pierre Brasme beschäftigt sich mit der deutschen Präsenz im annektierten Lothringen, während Luc Delmas nach Motivationen und Ursprüngen Auswanderung aus dem Bassin de Briey während des Ersten Weltkrieges fragt. Marie-Louise Antenucci vergleicht die italienische Einwanderung in Deutschland und Frankreich. Die Untersuchung Jean-Christophe Diedrichs beschäftigt sich mit den Arbeitsverbänden der Metzer Kaffeehaus-Betreiber zwischen 1885 und 1914. Jean-Pierre Hirsch untersucht die Bedeutung der kleinstädtischen Schankhäuser für die Germanisierung des Elsass. Zahra Tared beschreibt die kinematographische Achse Fameck-Villerupt. Grenzüberschreitende Perspektiven eröffnen die Beiträge von Gérald Sawicki über die Geheimdienste an der deutsch-französischen Grenze zwischen 1871 und 1914 sowie von Fabrice Weiss über die Hitlerjugend an der Mosel zwischen 1941 und 1944. Jean-Sébastien Gallois analysiert den Professionalisierungsprozess des lothringischen Fußballs in den fünfziger Jahren.

Anzeige schließen