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Rainer Hudemann und Manfred Schmeling (Hg.): Die ,Nation‘ auf dem Prüfstand – La ,Nation‘ en question – Questioning the ,Nation‘, Berlin (Akademie-Verlag) 2009 (=VICE VERSA. Deutsch-französische Kulturstudien, Bd. 3), XVI und 225 S., EUR 49,80, ISBN: ISBN 978-3-05-004570-2.

Die ,Nation‘ auf dem Prüfstand/La ,Nation‘ en question/Questioning the ,Nation‘ ist hervorgegangen aus der trinationalen Veranstaltung „Transatlantischer Dialog“, einer Kooperation deutscher und französischer Hochschulen im Tandem als Partner der USA. Der vorliegende Band präsentiert ausgewählte Ergebnisse des zweiten Transatlantischen Dialogs, der im Jahre 2006 in Metz, Verdun und Saarbrücken stattfand. Zu den Anliegen des Projektes gehört es, die systematischen Fragestellungen, die sich aus der Thematik ergeben, mit den spezifischen sachlichen Interessen, Arbeitsgebieten und methodischen Ansätzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Transatlantischen Dialoges zu vernetzen. Dies spiegelt auch der vorliegende Band in seinen Akzentsetzungen wider.

In Kontrastierung von geschichts-, politik-, kultur-, sprach- und literaturwissenschaftlichen Ansätzen fragen die Autorinnen und Autoren nach Fortdauer und Grenzen der Nation und des Nationsbegriffes. Aus amerikanischer Perspektive gehört zum Kern der Fragestellung die quasi unbeschadete Fortdauer des Konzeptes der eigenen Nation im Zeitalter der Globalisierung und der Konfrontation mit anderen Nationen und Kulturen, während die ,Nation‘ in Europa seit 1945 in vielfältiger, in Deutschland und Frankreich aber völlig unterschiedlich gestalteter Form in Frage gestellt wurde. Es war daher besonders der amerikanische Wunsch, sich das Thema im jahrhundertelang besonders konfliktträchtigen deutsch-französischen Grenzraum auch konkret anschaulich zu machen. Dem Ineinandergreifen von Nation und transnationalen Strukturen gilt ein besonderes Interesse: in Transferprozessen seit dem 18. Jahrhundert, in der partiellen Auflösung der ,Nation‘ als heuristischer Kategorie bereits auf dem Höhepunkt der europäischen Nationalstaatsbildung im 19. Jahrhundert, in der Überlagerung und Fernwirkung von nationalen Selbst- und Fremdwahrnehmungen, im vielgestaltigen Spannungsverhältnis von Nation, Europäisierung und Globalisierung im 20. Jahrhundert, in neuen Nationsbildungsprozessen zur Jahrtausendwende.

Die Beispiele reichen von europäischen Staaten bis zu den Philippinen; sie erlauben den interdisziplinären Zugang zu vielerlei Formen von Nationsbildungsprozessen und von Vernetzungen unterschiedlicher Kulturen in sich wandelnden Herrschaftsverhältnissen. Zur systematischen Ausdifferenzierung werden Diasporasituationen wie die von Franzosen in Deutschland und Algeriern in Frankreich herangezogen. Das Gewicht von Erinnerungsmustern und -prozessen wird in der vielschichtigen Bewältigung von Kriegserfahrungen und der Auseinandersetzung mit dem Holocaust ebenso wie in den Wirkungen jahrhundertealter religiöser Traditionen analysiert.


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