Französische Besatzung in Deutschland nach 1945

In der beginnenden Erforschung der französischen Besatzungspolitik in Deutschland hatte sich in den 1980er Jahren sehr rasch gezeigt, dass es sich nicht – wie in der konfliktreichen zeitgenössischen Diskussion vielfach wahrgenommen – um eine reine Ausbeutungs- und Revanchepolitik handelte, sondern um den schwierigen und vielfach widerspruchsvollen Versuch, das deutsch-französische Verhältnis auf neue Grundlagen zu stellen. Dazu gehörte die langfristige Garantie französischer Sicherheit durch ein demokratisches und kooperationsbereites Deutschland ebenso wie die im französischen Interesse liegende strukturelle Vernetzung mit dem östlichen Nachbarn.

In Fortführung der ersten archivgegründeten, als Fallstudie angelegten Gesamtanalyse des politischen Systems der Besatzung in Rainer Hudemanns Sozialpolitik im deutschen Südwesten 1945–1950 befasst sich der Lehrstuhl mit deren politischen, kulturellen, mentalen, gesellschaftlichen und ökonomischen Dimensionen im zonenübergreifenden und zum Teil europaweiten Vergleich. Ein besonderes methodisches Gewicht liegt auf den im Dritten Reich gründenden ökonomischen und finanzpolitischen Zusammenhängen der Entstehung von Erinnerungsstereotypen und auf den längerfristigen Strukturentwicklungen, die über Intentionen und Texte hinaus die wachsenden Vernetzungen im Nachkriegseuropa bewirkten.

Die am Lehrstuhl entstandenen Publikationen zur französischen Deutschland- und Besatzungspolitik erwiesen eine bei allen Konflikten vielfach durchaus besonnene und zukunftsgerichtete Politik der Besatzungsmacht, die gerade in gesellschaftspolitischen Bereichen oft wesentlich entschlossener und innovativer handelte als ihre westalliierten Bündnispartner, die dabei aber stets von inneren Konflikten geprägt blieb und durch die Rücksichtnahme auf die Stimmung der eigenen Bevölkerung in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt wurde.

Diese „doppelte Deutschlandpolitik“ (Dietmar Hüser) bildet auch den Hintergrund für die französische Haltung im Konflikt um den völkerrechtlichen Status des Saarlandes, so dass sich die Erforschung der französischen Besatzung in Deutschland und die Untersuchungen zur Saarregion im 20. Jahrhundert als gesondertem weiteren Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls gegenseitig ergänzen und befruchten.

Mehrere Einzelprojekte und abgeschlosse bzw. noch laufende Promotionsprojekte befassen sich ebenfalls mit der französischen Besatzungspolitik oder benachbarten Forschungsfeldern.


Deutschland und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert
Urbanisierungsprozesse in Europa
Französische Besatzung in Deutschland nach 1945
Die Saarregion im 20. Jahrhundert
Grenzüberschreitende Erinnerung
Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzgebiet während des Zweiten Weltkrieges
Behinderten-, Kranken- und Säuglingsmorde in Belarus 1941–1944


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Wissenschaftskooperation

Forschungsschwerpunkte

Deutschland und Frankreich
Urbanisierungsprozesse
Französische Besatzung
Saarregion
Erinnerungskultur
Evakuierungen
Krankenmorde in Belarus

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